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Gefährliche Stoffe im Alltag

Gefährliche Stoffe im Alltag

Tag für Tag werden überall auf der Welt große Mengen Chemikalien, Arzneimittel und andere gefährliche Produkte oder Stoffe transportiert, hergestellt und umgeschlagen. Container mit Tonnen von Säuren, giftigen Stoffen, Kartons mit kleinen Druckzylindern oder sogar Tankcontainer mit 20.000 Litern brennbarer Flüssigkeit passieren unsere Straßen, Eisenbahnen oder Binnengewässer. In einigen modernen Industrieländern macht der Transport gefährlicher Güter heute fast zehn Prozent des gesamten Straßenverkehrs aus. (Quelle: Mordorintelligence)

Die Gefahr ist also allgegenwärtig und manchmal bekomme ich eine Gänsehaut, wenn ich mir vorstelle, was um uns herum so transportiert wird. Aber die Gefahrgutlogistik betreibt heute weltweit einen hohen Aufwand um die Sicherheit dieser Transporte zu gewährleisten: Strenge Vorschriften machen die Gefahren für alle sichtbar. Ich denke dabei an die Placards, also an gut sichtbare Großzettel nach den Vorgaben der International Maritime Dangerous Goods (IMDG) Codes, der ADR („Accord européen relatif au transport international des marchandises dangereuses par route“), der RID („Règlement concernant le transport international ferroviaire de marchandises dangereuses“) oder der ADN („European Agreement concerning the International Carriage of Dangerous Goods by Inland Waterways“). Ebenso wichtig ist die lückenlose Dokumentation, die die Materialien begleitet und dass ein Experte im Hintergrund den gesamten Transportprozess im Auge behält. All diese Faktoren (und vieles mehr) begrenzen das Risiko eines Zwischenfalls auf ein überschaubares Maß. So werden zum Beispiel in Deutschland nur acht von 1.000 registrierten Verkehrsunfällen mit Personenschäden als Gefahrgutunfälle eingestuft (Quelle). Der Verkehr mit Gefahrgütern wird erheblich besser überwacht, als der normale Verkehr.

Jeder hat mit gefährlichen Stoffen zu tun - Tag für Tag

Während ich diese Seiten schreibe, stöbere ich wieder mal in Online-Shops, um die allfälligen Geburtstagsgeschenke für meine Liebsten zu bestellen. Während ich auf meinem Tablet Parfüms ansehe, überlege ich, was ich noch erledigen könnte. Den Boden putzen, die Batterien meines Rasierapparats aufladen und die Wäsche waschen – eigentlich keine großen Dinge, Alltag eben.

Wenige Tage später liefert der der freundliche Mann vom Kurierdienst einen Karton mit einigen Flacons mit den Lieblingsdüften meiner Schwiegermutter. Beim Öffnen der Verpackung fällt mir plötzlich ein Etikett auf, das ich aus meinem Geschäftsleben sehr gut kenne: es zeigt an, dass hier potenziell gefährliche Güter in begrenzten Mengen transportiert werden.

Der Begriff „begrenzte Mengen“ weist ganz allgemein gesagt in der Logistik darauf hin, dass bestimmte Güter von Transportvorschriften befreit sind, sofern sie lediglich „in begrenzten Mengen“ in einer bestimmten Verpackung transportiert werden. Nur so ist der Versand von Parfüm, Frostschutzmittel, Gasflaschen, Reinigungsmitteln in haushaltsüblichen Mengen über normale Paketdienstleister überhaupt erlaubt.

Während ich noch darüber nachdenke, ob diese Erkenntnis mein Online-Kaufverhalten verändern sollte, geht die Tür auf und meine Frau betritt mit einem breiten Lächeln unsere Wohnung: „Schatz, ich habe ein paar Anzünder und ein kleines Feuerwerk für unsere nächste Grillparty bestellt, aber mach dir keine Sorgen.“

Der kleine Unterschied

Meine kleine Geschichte enthält alltägliche Situationen, wie wir sie alle kennen. Und in diesem Alltag kommen regelmäßig gefährliche Gegenstände vor:

  • Batterien in Tablets, Handys, Multimedia-Geräte, Zahnbürsten und Autos;
  • entflammbare Flüssigkeiten in Parfüms, Deosprays, in alkoholhaltigen Mischungen sowie Öle und Treibstoffe für Motoren;
  • Gase in Druckflaschen, in der Campingausrüstung und der geliebten Grillstation;
  • Peroxide in Haarfärbesets und Säuren in Reinigungsmitteln;
  • und natürlich explosive Stoffe im Feuerwerk.

Gefährliche Produkte sind allgegenwärtig und wir haben täglichen Umgang damit, ohne an mögliche Konsequenzen zu denken.

Was mein berufliches von meinem Privatleben unterscheidet ist, dass ich beruflich mit vergleichbar riesigen Mengen von Gefahrgut zu tun habe. Um die Risiken im Umgang damit zu minimieren, helfen uns erfahrene Supply-Chain-Experten mit unterstützender Software. Sie wissen genau, wie man gefährliche Stoffe sicher transportiert.

In den wenigsten Familien gibt es einen Supply-Chain-Experten. Viele Menschen vergessen, dass kleine Mengen Gefahrgüter wesentlicher Bestandteil unseres Alltags sind und auch mit Sorgfalt behandelt und transportiert werden müssen. Denn auch kleine Mengen können bei unsachgemäßer Behandlung oder im beschädigten Zustand zu Verletzungen oder Verätzungen führen, Brände und Explosionen auslösen und die Umwelt verschmutzen.

In den wenigsten Familien gibt es einen Supply-Chain-Experten.

Denken Sie deshalb immer daran, dass Gefahrengüter in unserem täglichen Leben überall vorkommen und mit besonderer Sorgfalt behandelt werden müssen. Versteckte Komponenten können bei unsachgemäßem Gebrauch oder unprofessionellen Reparaturversuchen Verletzungen verursachen. Seien Sie sich der Gefahr um Sie herum bewusst. Sie brauchen deshalb nicht ständig in Angst zu leben.

Die European Chemicals Agency ECHA hat für Verbraucher eine sehr hilfreiche Seite ins Netz gestellt, auf der die wichtigsten Piktogramme für gefährliche Güter erläutert werden. Hier ist beschrieben, was diese grafischen Hinweise bedeuten und auf was man achten muss, wenn man mit diesen Stoffen hantiert. Sie sind sozusagen die Placards der privaten Verbraucher:

Gefahrzeichen Brandgefährlich

Kann Brand oder Explosion verursachen

Schutzkleidung tragen. Nicht erhitzen. Bei Kontakt mit Wasser abwaschen.

Gefahrzeichen Leicht entzündlich

Leicht entzündliches Gas, Aerosol oder Flüssigkeit

Nicht erhitzen und nicht mit offenem Feuer in Kontakt bringen

Gefahrzeichen Gefahr bei Erwärmung

Gefahr bei Erwärmung

Vor Sonnenbestrahlung und Erwärmung schützen, Schutzkleidung und Augenschutz tragen;

Gefahrzeichen Gesundheitsgefährdend

Gesundheitsgefährend beim Einatmen oder Verschlucken; umweltschädigend; potenziell allergen, haut- und augenreizend

Kontakt mit Haut und Augen vermeiden; Sondermüll

Gefahrzeichen Explosionsgefahr

Explosiv

Schutzkleidung tragen; Abstand halten, Nicht rauchen, Von Hitze und Flammen fernhalten

Gefahrzeichen Ätzend

Ätzend

Schutzkleidung tragen; Schutzhandschuhe und Augenschutz tragen; Aufbewahrung im Schutzbehälter

Gefahrzeichen Gewässergiftig

Giftig für Wasserorganismen

Sondermüll; nicht in Gewässer entsorgen

Gefahrzeichen Potenziell Organschädigend

Gefahr für Schwangere, Ungeborene, allgergen, Organschädigend

Einatmen vermeiden, unter Verschluss bewahren, Gebrauchshinweise beachten

Gefahrzeichen Lebensgefahr

Lebensgefährlich beim Einatmen, beim Verschlucken oder bei Hautkontakt

Nicht Einatmen, nicht Verschlucken, Hautkontakt vermeiden; unter Verschluss bewahren

Die ECHA informiert auch darüber, welche Stoffe wie gekennzeichnet und verpackt werden müssen – falls Sie also mal ein Parfum selbst zusammenbrauen und Ihrer Schweigermutter schenken wollen, hier erfahren Sie was Sie beim Versand beachten müssen.

Für Chemikalien gibt es seit dem Jahr 2003 das sogenannte Purple Book, das ein weltweit einheitliches System zur Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien darstellt. Es wird alle zwei Jahre aktualisiert. Kern ist das Globally Harmonised System (GHS). Es umfasst 16 Klassen für physikalisch-chemische Gefahren, zehn Klassen für Gesundheitsgefahren und eine Gefahrenklasse für die aquatische Umwelt.

Nach all der Theorie wünsche ich Ihnen wirklich viel Spaß bei Ihrer nächsten Grillparty, aber denken Sie kurz daran, wo Sie die Anzünder aufbewahren, wie Sie den Grill sicher anzünden und wo der nächste Feuerlöscher oder die Löschdecke ist.

Und prägen Sie sich ein: in Europa können sie von jedem Telefon aus, Mobil oder Festnetz, per 112 ohne Vorwahl den Notruf wählen. Wie ist die Notrufnummer in Ihrer Region, wissen Sie das?

Titelillustration: Leschaco, erstellt mit KI by Adobe Firefly am 11.01.2024.

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