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Brand auf Containerschiff

IMDG hat die Transportbedingungen für das Gefahrgut Holzkohle verschärft

In den sieben Jahren zwischen 2015 und 2022 wurden mindestens 68 Brände auf Schiffen dokumentiert, die durch den Transport von Holzkohle verursacht wurden. Jetzt hat die „International Maritime Organization (IMO)“ reagiert und den IMDG Code in wichtigen Punkten geändert. Holzkohle muss künftig ohne Ausnahme als Gefahrgut der Klasse 4.2 deklariert und transportiert werden. Gleichzeitig hat die „CINS (Cargo Incident Notification System)“ gemeinsam mit der „International Group of P& I Clubs“ und dem „TT Club“ „Richtlinien für den sicheren Transport von Holzkohle in Containern“ veröffentlicht.

Brandursache Holzkohle – oft sind Falschdeklarationen und fehlerhafte Transportbedingungen die Brandbeschleuniger

Ein bekanntes Beispiel ist der Vorfall auf der Yantian Express, auf der im Januar 2019 ein Brand, vermutlich durch falsch deklarierte Holzkohle, ausgelöst wurde. Mitten im Nordatlantik brach bei Windstärken zwischen 8 und 9 auf dem Deck über Laderaum 9 auf dem Containerschiff plötzlich ein Feuer aus. Nachdem die an Bord befindlichen Atemluftflaschen aufgebraucht waren, musste die Besatzung die aktiven Löscharbeiten einstellen. Erst am Abend des nächsten Tages brachte ein herbeigeeilter Hochseeschlepper weitere Hilfe von außen. Das Feuer aber breitete sich weiter aus, die Besatzung wurde evakuiert. Nach elf Tagen traf ein Team aus professionellen Feuerwehrleuten ein und erst nach weiteren sechs Tagen gelang es das Feuer unter Kontrolle zu bringen. Der letzte Brandherd unter Deck konnte erst am 26. Januar – mehr als drei Wochen nach Ausbruch des Feuers – gelöscht werden. Untersuchen ergaben, dass sich offenbar Pyrokohle-Würfel selbst entzündet hatten. Selbstentzündung kann bei diesem Stoff bereits bei 50 Grad Celsius vorkommen. Vermutlich war die Ware falsch deklariert worden. (Quelle)

Glimpflicher verlief der Brand auf der Sea Voyger im Jahr 2022. Das Frachtschiff war gerade auf dem Weg von Malaysia nach Europa, als sich im Frachtraum falsch deklarierte Holzkohle entzündete. Die Ladung war unzureichend belüftet und die Holzkohle begann sich während der Überfahrt zu erhitzen. Aufgrund der hohen Umgebungstemperaturen und der mangelhaften Belüftung stieg die Temperatur der Holzkohle über den kritischen Punkt. Die Besatzung reagierte schnell, indem sie den betroffenen Frachtraum flutete und so den Brand eindämmte. Das Schiff kehrte zum nächsten Hafen zurück, wo die Ladung sicher entladen und der Schaden begutachtet wurde.

Auf der „Ocean Star“ kam es 2021 zu einem Brand, nachdem Holzkohle, die als normale Fracht deklariert war, während des Transports Feuer fing. Die Holzkohle war in der Nähe von Wärmequellen gelagert, was den Selbstentzündungsprozess beschleunigte. Auch dieser Brand wurde durch die unzureichende Belüftung verursacht, erschwerend kam noch die Nähe zu heißen Maschinen dazu, die die Temperatur der Holzkohle erhöhten. Dank der schnellen Reaktion der Besatzung konnte der Brand kontrolliert und gelöscht werden, bevor er sich weiter ausbreitete.

Was macht Holzkohle so gefährlich?

Der Transport von Holzkohle birgt insbesondere wegen ihrer Neigung zur Selbsterhitzung erhebliche Risiken. Diese Eigenschaft kann zu Bränden führen, wenn die Holzkohle in Containern oder geschlossenen Laderäumen transportiert wird. Während der Transportphasen ist es möglich, dass durch unzureichende Belüftung oder falsche Lagerung die Temperatur ansteigt, was die Selbsterhitzung begünstigt. Wird eine bestimmte Temperatur überschritten (je nach Kohle um die 50–60°C), kann die exotherme Reaktion beschleunigt werden, was zu einer Selbstentzündung führen kann.

Diese Situation wird durch die Anfälligkeit für Oxidation verschärft, wodurch mehr Wärme erzeugt wird, als durch natürliche Kühlung abgeführt werden kann. Die poröse Struktur der Holzkohle erleichtert die Sauerstoffaufnahme, was zu einer langsam fortschreitenden Oxidation führt. Der Oxidationsprozess von Kohlenstoff in Holzkohle setzt Wärme frei. Wenn diese Wärme nicht ausreichend abgeführt wird, steigt die Temperatur der Holzkohle weiter an.

Es gibt vier Faktoren, die das Risiko der Selbstentzündung von Holzkohle während des Transports entscheidend erhöhen:

  • Hohe Umgebungstemperaturen beschleunigen den Oxidationsprozess und erhöhen das Risiko einer Selbstentzündung.
  • Feuchtigkeit kann die Leitfähigkeit für Wärme erhöhen und die Reaktion begünstigen.
  • Geschlossene Container oder schlecht belüftete Laderäume verhindern die Abfuhr von Wärme, was das Risiko der Selbsterhitzung erhöht.
  • Verunreinigungen oder das Mischen mit anderen brennbaren Materialien können die Reaktivität erhöhen.


Deshalb ist die korrekte Deklaration von Holzkohle so wichtig, um die die sichere Stauung für den Transport sicherzustellen . Falsch deklarierte oder unzureichend verpackte Holzkohle erhöht das Risiko erheblich.

Die neuen Vorgaben des IMDG für Holzkohle

Ab dem 1. Januar 2025 tritt nun eine wichtige Änderung des International Maritime Dangerous Goods (IMDG) Codes (Amendment 42-24) in Kraft, die ab 2026 verbindlich wird. Diese besagt, dass Holzkohle ohne Ausnahme als Gefahrgut deklariert und transportiert werden muss. Der IMDG Code klassifiziert Holzkohle als selbstentzündlichen Stoff in der Gefahrgutklasse 4.2. Diese Änderungen zielen darauf ab, die Sicherheit beim Transport von Holzkohle zu erhöhen und Brände zu verhindern. Die wesentlichen Änderungen:
  • Holzkohle muss ausnahmslos als Gefahrgut deklariert werden.
  • Eine korrekte Verpackung und ausreichende Belüftung während des Transports sind zwingend erforderlich.
  • Es müssen spezifische Dokumentationen wie Sicherheitsdatenblätter und Selbstentzündungszertifikate vorgelegt werden.

Die Auswirkungen auf die Logistikindustrie liegen auf der Hand:
  • Die strikteren Vorschriften führen zu Mehraufwand für Deklaration, Verpackung und Transport, was in höheren Kosten resultieren kann.
  • Die Unternehmen müssen ihre logistischen Prozesse an die neuen Sicherheitsstandards anpassen.
  • Langfristig werden diese Änderungen das Risiko von Bränden und Unfällen erheblich reduzieren, was die Sicherheit für Schiffe, Besatzungen und Fracht verbessert.

Welche Stoffe sind von den neuen Vorgaben betroffen?

Holzkohle ist ein Sammelbegriff für zahlreiche recht unterschiedliche Materialien. Im Sinne der Gefahrstoffregelungen und des IMDG Codes wird Holzkohle als ein selbstentzündlicher Stoff definiert, der beim Kontakt mit Luft zur Erhitzung neigt. Dazu zählen auch spezifische Formen wie Grillkohle, Shisha-Kohle oder Nargila-Kohle, die in der Vergangenheit häufiger an Bränden beteiligt waren. Unterschiedliche Handelsnamen können die wahre Natur der Ladung verschleiern, was eine korrekte Deklaration umso wichtiger macht. Auch Kohlenschrott, Kohlenstaub und Feinkohle sind von den Regelungen betroffen.

Wichtige Vorsichtsmaßnahmen für Transporteure von Holzkohle

Auch wenn die neuen IMDG-Regelungen bereits beschlossen und veröffentlicht wurden, verbindlich werden sie erst ab 1. Januar 2026. Die Industrie soll Zeit haben, sich auf diese neuen Regelungen einzustellen. Falschdeklarationen von Gütern sind aber immer schon streng verboten. Die Sicherheit in der Logistik sollte stets höchste Beachtung finden – aus Sorge um die Menschen, die unsere Waren transportieren und aus Sorge um unsere Umwelt.

Umfangreiche Hinweise zum sicheren Transport von Holzkohle in Containern enthalten die „Guidelines for the Safe Carriage of Charcoal in Containers“, die in Version 1.00 von der CINS herausgegeben wurden und für Interessenten kostenlos hier zum Download bereit stehen.

Die neuen Regelungen des IMDG-Codes sind ein wichtiger Schritt hin zu mehr Sicherheit in der Logistik-Kette. Deshalb begrüßen wir von Leschaco die neuen IMDG-Regelungen nachdrücklich.

Titelillustration: © Sergey Ilin – stock.adobe.com

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